Spirituelle Begleitung für Menschen in ihren schwierigsten Lebenssituationen. Am Ende des Lebens, im Altwerden, bei Krankheit, im Sterben oder auch in schweren Krisen des Lebensalltags. Bei der Sinnsuche in dieser Zeit unterstützen, Fragen und Zweifel mit aushalten, Emotionen teilen, konkrete Wünsche und Erfordernisse helfen, zu realisieren. Nah sein, Zuwendung schenken, Trost geben, Gedanken teilen, wenn es immer einsamer um einen Menschen wird. Alles das meint und ist Spiritual Care.

In Kevelaer hat sich ein Initiativkreis zum Thema Spiritual Care gegründet, der diesen besonderen Weg der spirituellen Begleitung für die Menschen der Stadt und für die Pilger erfahrbar machen möchte – angeschoben und initiiert von Domkapitular und Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann und der Medizinerin Dr. Elke Kleuren-Schryvers.
Im Juli 2014 fand dazu im Forum Pax Christi eine Einführungsveranstaltung mit einem der Gründerväter von Spiritual Care, dem Münsteraner Hochschulprofessor Dr. Traugott Roser, sowie seiner Kollegin Dr. Annina Ligniez statt. Bereits zu Beginn des vergangenen Jahres waren Prof. Roser und Dr. Ligniez in Kevelaer zu Gast, und es hatte im Priesterhaus einen ersten, alle Seiten deutlich motivierenden Gesprächsaustausch zu diesem Thema „Spiritual Care in und für Kevelaer“ gegeben.
Pastor Rolf Lohmann und Dr. Elke Kleuren-Schryvers konnten inzwischen die Vertreter der wichtigsten Institutionen der Kranken- und Altenpflege in Kevelaer für ein erstes Gespräch an einen Tisch holen und sind auf großes Interesse gestoßen. „Gerade hier in Kevelaer, am Ort der Trösterin der Betrübten, kann diese Form der professionellen Begleitung in besonderer Weise im Zeichen der dienenden Liebe Marias geschehen“, so die Medizinerin Dr. Elke Kleuren-Schryvers. „Für Menschen in unserem Krankenhaus, in den Seniorenheimen der Stadt, in der Betreuung von ambulanten Kranken- und Hospiz-Pflegediensten oder der ehrenamtlichen Hospizbetreuung, doch auch für die vielen Pilger, die Jahr für Jahr nach Kevelaer kommen, um hier Trost zu finden: Jedes Gebet, jede Kerze am Kapellenplatz zeugt von diesem Wunsch, getragen und geborgen zu sein in eigenen Lebenskrisen, in Trauer, bei familiären oder beruflichen Problemen, in Krankheit“, so Kleuren-Schryvers weiter. Fünf Mal hat sich dieser Initiativkreis Spiritual Care Kevelaer bisher getroffen und es konnten bereits deutliche Synergieeffekte des Für- und Miteinanders erarbeitet werden – zugunsten der Menschen, die Empfänger und Gebende von spiritueller Begleitung sein werden.
Spiritualität und Religiösität sollen dabei auch durchaus als Bedürfnis kirchenferner bzw. nicht-christlicher Menschen wahrgenommen werden und Zuwendung eröffnen, so Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann. Als christliches Moment des dienenden Miteinanders, von Mensch zu Mensch, gleich welcher Konfession oder Religion.
Im Dezember 2014 begann die Ausbildung des ersten Kevelaerer „Spiritual Care-Teams mit einem Motivations-Workshop. Wenig später fand der erste Ausbildungs-Kursblock statt unter Leitung von Margit Gratz, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin bei Prof. Traugott Roser in Münster. Bis zu acht Mal werden die unterschiedlichen Gruppen von Pflegenden, Ärzten, Leitungsteams und Ehrenamtlichen mit Margit Gratz in diesem Jahr Ausbildungstermine haben. Ganz positiv bemerkenswert dabei: Die Institutionen stellen ihre Mitarbeiter/innen – insgesamt ca. 25 Personen- für diese Zeiten frei und zahlen die Ausbildungskosten. Frau Gratz als Ausbildungsexpertin für spiritual care blickt auf viele Jahre Erfahrung und praktische Arbeit in der Palliativmedizin sowie in spiritual care zurück und wird auch die weiteren Schulungen durchführen.
Der Wunsch für das Jahr 2015 wäre, dass neben der konkreten Ausbildung auch bereits in diesem ersten Spiritual care-Jahr hier in der Marienstadt Kevelaer eine erste Tages- oder Wochenend-Akademie „Spiritual care“ in grenzüberschreitender Form der Hochschulen Witten-Herdecke, Münster, München und Nijmegen stattfinden könnte. Erste Anfragen dazu bei den entsprechenden Dozenten und Hochschullehrern sowie bei den beiden Gründervätern von Spiritual care, Prof. Dr. med. Eckhard Frick SJ, München, und Prof. Dr. Traugott Roser, Münster, sind auf dem Weg.
Des Weiteren sind zukünftig besondere Themen-Wallfahrten für kranke Pilger angedacht und es ist ein besonderes Konzept für die spirituelle und fachliche Begleitung schwerer erkrankter Pilger entwickelt worden, das erstmals in diesem Jahr dieser Zielgruppe von Menschen die Möglichkeit eröffnen soll, wieder eine Wallfahrt planen und umsetzen zu können – so wie sie es vielleicht vor ihrer Erkrankung jahrzehntelang getan haben.